OM und Mantras
von Robert Kärtner
Dieses Zeichen symbolisiert den heiligen Laut OM oder den, aus dem er hergeleitet wird: AUM
Er entspricht der Grundfrequenz allen Seins ... ist Ausdruck des Urgrunds.
Das Zeichen besteht aus drei miteinander verbundenen Kurven, die die Grundenergien Bewußtheit, Geist und Materie (Körper) und deren gegenseitige Bedingung symbolisieren. Der in einer Schale liegende Punkt steht für Transzendenz, für allumfassendes Bewußtsein. Es steht über den drei Kurven und ist eingebettet in eine "Schale" (Maya) , die dafür steht, was wir aus unserer menschlichen Betrachtungsweise für Wirklichkeit halten. Sie verhindert, daß wir die Transzendenz sehen können.
Das Zeichen findet sich in Abwandlungen in vielen Kulturen wieder (z. B. Runen). Ebenso ist der Laut, also die hörbare Energie in vielen Sprachen zu finden: Ich bin, genauso wie I am, AMEN oder das ganz laute AU, wenn du dir mit dem Hammer auf den Daumen gehauen hast. Sie sind Ausdruck dafür, daß du momentan in diesem Körper weilst.
Wenn wir den heiligen Laut AUM singen bedeutet das, daß wir uns unser Eingebettet sein im Himmel, wie auf der Erde bewußt machen. Das geschieht häufig in Meditation, wenn wir uns, über die Körpergrenzen hinaus, erkennen. Wir können das aber auch tun, indem wir ganz praktisch für uns selbst und für andere den Himmel auf die Erde holen.
Das bedeutet, wir nehmen die körperliche Realität an und interpretieren sie nicht als niedrig schwingende Energie oder nur dumpfe Entsprechungen unseres Geistes. Vielmehr unternehmen wir alles in unserer Macht stehende, um in diesem Körper das Göttliche in uns zum Ausdruck zu bringen ... und in jedem Körper das Göttliche zu sehen.
Damit wird die Auseinandersetzung mit AUM zu einem Beitrag für die Welt, der über unsere Persönlichkeit hinausgeht und in uns das Christusbewusstsein, unsere Bhudda-Natur, also Mitgefühl und bedingungslose Liebe für alle Wesen erweckt.
Dann wird die Beschäftigung mit uns selbst zu dem Wunsch und Segen
Om mani pemme hum
Mögen alle Wesen glücklich sein
Als Ausdruck dafür, daß AUM in diesem Sinne die Grundlage von SYNTHESeIS-LOVE ist, ist auf diesen Seiten immer wieder dieses Symbol zu finden. Möge es uns immer wieder er-innern
MANTRAS
OM asatoma satgamaya,
tamasoma yortir gamaya,
mritorma amritamgamaya
Wir haben die folgende Übersetzung von Henry Marshall übernommen:
"Führe uns vom Unwirklichen zum Wirklichen,
von der Dunkelheit führe uns zum Licht,
vom Tod führe uns zur Unsterblichkeit.“
Beseelt von dem Wunsch, Transformation zu erfahren, ohne recht zu wissen worum wir da bitten, haben wir gesungen: mit Begeisterung, Verzweiflung, Inbrunst, Demut, Hingabe, Freude, Tränen...
Und bei jedem von uns hat ein Veränderungsprozeß eingesetzt. Je nach Persönlichkeit, unmittelbar oder erst langsam, manchmal freudig erwartet aber auch mit Angst und Schmerz ins Unvermeidliche schlitternd; jeder von uns wurde gehört und fortan sprechen wir, bevor wir dieses Mantra auf unseren Seminaren singen, die Warnung aus: "Sei dir bewußt, was du dir da wünscht - es könnte in Erfüllung gehen."
Ich möchte gerne meine persönliche Erfahrung mit diesem Mantra mit dir teilen:
Als ich die Kraft der Veränderung so richtig spürte, war es nicht so, daß ich gejubelt hätte: "Hurra meine Welt löst sich auf." Nein so war das nicht. Es ist nicht das passiert, was ich mir gewünscht habe. Zumindest ist es nicht so passiert, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich gehe weiterhin nicht ohne Probleme durchs Leben und es gab auch keinen Morgen, an dem ich aufgestanden bin und alles - oder auch nur irgend etwas - war plötzlich grundlegend anders.
Nein diese Veränderung hat ihr Zentrum weniger im Außen. Es ist eher so, daß ich lerne mit dem zu leben und mit dem glücklich zu sein, was mir widerfährt, was mir das Leben bietet. Ich lerne, daß das Leben so ist, wie es ist und nicht so wie ich es haben möchte. Natürlich versuche ich es so zu gestalten, wie ich es für richtig halte – aber ich werde sensibler dafür, was ich tue, wie ich fühle und denke und ob ich mich damit gegen den Fluß des Lebens wehre.
Oft genug errichte ich große und kleine Hindernisse, d.h. meine Persönlichkeit, kräftig unterstützt von meinen Ängsten, wehrt sich gegen das, was das Leben vor mich stellt. Manchmal ist es richtig mich einzusetzen und manchmal (eher oft) wird es sehr anstrengend, mich gegen den Strom zu stellen.
Das ist kein großer Unterschied zu meinem bisherigen Leben – aber neu ist, daß aus der Kontrolle, mit der ich bisher mich und meine Umwelt (damit meine ich Menschen und Situationen) belegt habe, langsam eine "wahrnehmende, mitfühlende Distanz" in mir entsteht. Durch die nachlassende Kontrolle kommen immer öfter auch meine "Schatten ans Licht" wodurch ein wahrhaftigerer und - es wundert mich immer wieder - erfüllenderer Kontakt mit anderen Menschen entsteht.
So lerne ich, manchmal sehr schmerzhaft und manchmal mit Lachen, wie es ist, wenn meine Masken zerschlagen werden und wegfallen (manche Masken sind zäh und müssen öfter bearbeitet werden) ... lerne die Muster hinter meinen Neurosen kennen ... “sterbe” immer wieder mit größtem Widerstand ... bin nicht sofort befreit, erlöst von allen Macken und glücklich.
Und das ist noch nicht alles: die Transformation, um die ich mit diesem Mantra gebeten habe, ist weitreichender, nachhaltiger, tiefgehender.
Es geht immer weniger darum, einen Platz im Leben einzunehmen, den ich für angebracht halte, sondern immer mehr darum, den Platz einzunehmen, den das Leben mir zuweist. Und obwohl ich davon nach wie vor keine Ahnung habe (trotz aller Horoskope, Archetypen, Tarots, Channels, usw ...), und mir langsam dämmert, daß das auch so bleiben wird, stellt sich ein Gefühl ein - ein Sein, ein Zustand - der mich mein Leben immer wohlwollender, immer zufriedener betrachten läßt. Ein Zustand der mich sicherer macht ... der mich diesen Weg glücklich gehen läßt, ohne zu wissen wohin.
Dafür bin ich unendlich dankbar. Das ist mehr, als ich jemals träumen konnte.
Und was noch passiert: Diese Auseinandersetzung mit mir, die quasi in der Öffentlichkeit stattfindet nimmt mehr und mehr die Brille der Bewertung mit der ich andere Menschen sehe, von meinen Augen. Und ich kann Menschen mit Liebe sehen. Das ist Glück.
Zum Gebrauch und praktischen Anwendung von Mantras:
Aus verschiedenen Traditionen gibt es teilweise ganz strikte Vorschriften, wie Mantren gesungen werden müssen. Für uns sind Regeln, wie z.B. 108 malige Wiederholung, 40 Tage lang nicht so von Bedeutung. Uns ist wichtig mit welcher Motivation du ein Mantra rezitierst. Bist du ernsthaft dabei, bist du dir bei jeder Silbe bewußt, was du singst, bist du ehrlich mit dir und deinen Wünschen. Und selbst diese Regeln sind, wenn du dich damit immer wieder auseinander setzt, beim Singen nicht wichtig. Es gilt: Ein Mantra wirkt. Egal ob du daran glaubst oder nicht.
Du kannst dir die Wirkung so vorstellen:
Mit dem Wiederholen eines Mantras treibst du ein riesiges Schwungrad an. Zuerst bewegt es sich gar nicht, dann unmerklich, dann langsam und irgendwann immer schneller. Durch die vielen Wiederholungen treibst du nicht nur das Rad an, sondern es wird dadurch in seiner Masse auch immer größer. Dadurch läuft das Mantra auch weiter, wenn du längst aufgehört hast, zu singen. Und der Schwung wird dich durch Zeiten tragen, wo du selbst gerade keine Kraft hast.
Ein Beispiel:
Wenn du also z.B. das Mantra "Om mani padme HUM" singst und du es mit "Mögen alle Wesen glücklich sein und höchste Glückseligkeit erlangen" übersetzt, wird dadurch z.B. Mitgefühl für alle Wesen in dir aufkommen. Du kannst die Wirkung verstärken wenn du dir dabei noch vor Augen führst, daß du dich damit mit Wesen verbindest, die gelobt haben nicht eher zu ruhen und alles zu tun, um diesen Wunsch zu erfüllen.
Während du singst, singst du diesen Segen, diesen Wunsch für andere Menschen. Wenn du bemerkst, daß du automatisch nur noch Töne von dir gibst, ist das ganz normal und das Mantra wirkt trotzdem. Mach dir aber wieder bewußt, daß du einen Wunsch singst. Damit reicherst du das Mantra mit deiner Herzens-Kraft an. Du kannst dir sicher sein, daß gerade in diesem Augenblick, selbst wenn du nicht gerade singst, irgendwo ein Mensch diesen mit diesem Mantra verbundenen Wunsch für dich singt (wenn ich von Mantra singen spreche, dann meine ich damit auch, daß du das Mantra denken oder aufsagen kannst).
Praktische Wirkung im Alltag:
Und - was ich besonders schön finde - auch wenn du Menschen in sogenannten Alltagssituationen begegnest, wo wir üblicherweise nicht singen, kannst du ein Mantra anwenden. Du kannst Menschen in allen Situationen so begegnen, wie du es für richtig hältst oder meinst der Situation entsprechend angemessen ist, und dennoch läuft , wenn du lange genug dein "Schwungrad" angetrieben hast, in deinem Herzen das Mantra für genau diesen Menschen.
Ich verdiene mein Brot mit einer Arbeit, die mich oft in Besprechungen mit anderen Menschen zusammen bringt; Menschen mit anderen Vorstellungen, anderen Zielen, die mir nicht sympathisch sind, wo Konkurrenz herrscht... Wann immer ich daran denke, meistens wenn ich ein Gefühl der Angst verspüre (Achtung Männer: für uns ist es nicht so leicht Angst zu erkennen / spüren, obwohl wir natürlich Angst haben), gehe ich mit meinem Bewußtsein zu diesem Mantra und sehe mir den Menschen vor mir an. Es ist nicht so, daß ich dadurch meine Interessen leicht durchsetzen kann (leider). Aber ich komme nicht so leicht in eine Kampfhaltung (in der es um Leben und Tod geht), sondern es wird mehr ein miteinander und das Zusammensein, das Miteinandersein rückt vom Rand des Geschehen mehr in den Mittelpunkt. Das macht mich in meiner Arbeit zufriedener und die "Arbeitsresultate" sind sicher nicht schlechter.
OM MANI PADME HUM
ROBERT